Einmal Brennnessel-Socken, bitte! Das klingt irgendwie nicht so wahnsinnig gemütlich? Mehr nach mittelalterlicher Foltermethode: „Er hat gesündigt, steckt ihn in Brennnesselsocken!“ Weit gefehlt – heute erzählen wir euch alles über eine Pflanze aus der Familie der Brennnesseln, die ein echter Hautschmeichler ist: Ramie.
Ob China oder Ägypten – Ramie wird schon lange verwendet

Ramie kennt man auch unter dem Namen „Chinagras“. Die ursprüngliche Bezeichnung stammt aus dem Malaischen, denn im ostasiatischen Raum liegt der biologische Ursprung dieser Pflanze. Dort wird Ramie seit Jahrtausenden kultiviert. Als Mitglied der Familie der Boehmeria – brennesselartigen, tropischen Gewächsen – ist es recht genügsam und anpassungsfähig, kann daher auch in anderen Regionen der Welt gedeihen, wie etwa Europa oder Südamerika.
Nach dem derzeitigen Forschungsstand geht man davon aus, dass Ramie auch im alten Ägypten schon bekannt war. Möglicherweise wurden die aus Ramie gewonnenen Fasern ähnlich wie Leinen verwoben und zu Stoffstreifen verarbeitet, mit denen dann die berühmten Mumien von Pharaonen und anderen Edelleuten umwickelt wurden.
Ramie – eine Faser der Superlative

Die Ramiefaser ist ein echtes Längenwunder: Bis zu achtmal so lang wie eine gewöhnliche Baumwollfaser kann sie werden. Deshalb wird der Rohstoff auch in der Seilproduktion verwendet. Es lassen sich aber auch Stoffe für Textilien herstellen. Ramie, strukturell gesehen eine Bastfaser, ist zwei- bis dreimal so dick wie etwa Leinen. Die Folge: Ramiestoff ist besonders robust und widerstandsfähig, aber natürlich insofern auch nicht extrem elastisch. Deshalb wird das Rohmaterial gern zu Mischgeweben versponnen.
In der Wollherstellung sind der Phantasie keine Grenzen gesetzt, wenn es um die Mischung mit anderen Fasern geht. Ob Leinen, Seide oder Merino – je nach Mischverhältnis und Kombination ergeben sich spannende Materialien für Stricker*innen.
Edler Glanz – ganz ohne Seide
Eine weitere tolle Eigenschaft von Ramie ist der natürliche Glanz. Das leichte Schimmern erinnert an Seide, ist aber als reine Pflanzenfaser vollkommen vegan und insofern natürlich auch frei von Tierleid. Da es sich, wie schon eingangs erwähnt, um eine Pflanze aus der Familie der genügsamen Brennnesseln handelt, muss für die Kultivierung auch wenig Aufwand betrieben werden. Ramie ist also ressourcenschonend, beschädigt keine Ökosysteme und hat keinen ungewöhnlich hohen Wasserverbrauch – alles Probleme, die man teilweise von tierischen und manchen anderen pflanzlichen Fasern kennt. Da Ramiefasern von Natur aus meistens sehr hell sind, entfällt auch das Bleichen mit umweltschädlichen Chemikalien.
Mehr Ramie braucht das Land!

Das hört sich alles so großartig an, dass man sich unweigerlich fragt: Warum verwenden wir dann nicht noch viel mehr Ramie? Und warum ist die Faser generell nicht viel bekannter? Die Antwort ist in der Herstellung zu finden. Die ist nämlich leider etwas aufwändiger als bei vergleichbaren Rohstoffen. Die eigentlichen Fasern im Stengel der Pflanze sind von einer Rindenschicht überdeckt. Diese muss zuerst einmal gelöst werden, um überhaupt an den Bast, die verwertbaren Teile der Pflanze, zu gelangen. Doch damit nicht genug: Die Fasern müssen in einer Lauge ausgekocht werden, bevor sie zur Weiterverarbeitung geeignet sind. Erst dann sind sie frei von gummiartigen, teils wasserunlöslichen Schichten.
Du willst jetzt sofort die Wunderpflanze Ramie auf den Nadeln haben? Kein Problem!
Bei ScreamingColours findest du bald Ramie in der Deluxe-Variante aus dem Hause Atelier Zitron – denn hier kommt die hochwertigste Unterart der Ramiepflanzen zum Einsatz: Kenas-Fasern. Versponnen mit 80% Merino extrafein ergibt sich ein herrlich seidiges Garn mit wunderbar weichen 20 Mikron.
Da die Wolle viele Waschgänge auch problemlos mitmacht ohne an Qualität einzubüßen, ist sie übrigens sowohl für Socken als auch für Babykleidung bestens geeignet. Ihr möchtet – gerade in diesen schwierigen Zeiten – ein bisschen Farbe in euer Leben bringen? Dann wäre doch so ein Paar ColourRamie-Socken in Knallerfarben genau das Richtige.
Lange musst du nicht mehr darauf warten. Am 28. März kommt die ColourRamie nun fest in den Shop. In den bereits gewohnten Farben und mit neuen Färbungen. Na? Bist du schon gespannt?
Wollige Grüße,
Eure Judith
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Quellen:
- https://utopia.de/ratgeber/ramie-aus-dieser-pfanze-wird-veganer-stoff/
- https://www.naturstoff.de/shop/Stoffe/Hanf,-Brennnessel-&-Co/Ramie-Stoffe/905466/c.html
- Informationen von Atelier Zitron
- ‚Ramie – Umdenken könnte so leicht sein‘ vonTine Sprandel, Lavendelo Ausgabe 19 (Juni-August 2021)
Bilder:
- Mumie: Gemeinfrei
- Ramie-Pflanze: Krzysztof Ziarnek, Kenraiz, CC BY-SA 4.0 https://creativecommons.org/licenses/by-sa/4.0, via Wikimedia Commons
- Ramie-Zeichnung: Francisco Manuel Blanco (O.S.A.), Public domain, via Wikimedia Commons
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