Fiber Fact Friday Nr. 13: Seide – Müssen dafür immer Tiere sterben?

Seide - Müssen dafür immer Tiere sterben?

Seide gilt als eines der edelsten Fasern überhaupt. Doch heutzutage hat Seide eher einen schlechten Ruf. Denn für die edelste Variante müssen die Raupen der Seidenspinner leider ihr Leben lassen. Aber gilt das für alle Seidenfasern? Müssen wirklich immer Tiere für die Seide sterben? Das schauen wir uns nun mal genauer an.

Allgemeines zur Seide

Aber erstmal gehen wir den Fragen nach, was Seide nun eigentlich genau ist und wann und wo sie eigentlich enstanden ist.

Seide ist wie auch Schurwolle ein tierischer Faserstoff. Sie ist die einzige in der Natur vorkommende textile Endlos-Faser und stammt von wunderschönen großen Schmetterlingen, den Seidenspinnern.

Die Seidenherstellung begann ca. 2700-2600 vor Christus in China. Und China hatte auch lange Zeit das Monopol darüber, das auch streng bewacht wurde. Inzwischen wird der Großteil der Seide aber neben China auch in Japan und Indien produziert. Es gibt aber sogar Seidenproduktionen inmitten Europas. In Frankreich und Italien sind Seidenfarmen ebenso zu finden wie in Asien.

Maulbeerseidenspinner

Der Maulbeerspinner ist eine der wenigen domestizierten Seidenspinnerarten und derjenige, der am häufigsten vorkommt. Er hat seinen Namen von seiner Hauptnahrungsquelle: den Blättern des Maulbeerbaumes. Die Maulbeerseide, die man von seinen Kokons gewinnt, ist daher auch eine sogenannte Zuchtseide.

Die Maulbeerseide ist die feinste aller Seiden und bringt ein hohes Maß an Qualität mit. Ihr kann keine andere Seidenart das Wasser reichen. Jedoch hat das eine Schattenseite. Für die Produktion der Maulbeerseide müssen die Rauben des Maulbeerspinners sterben. Denn beim Schlüpfen des Falters aus seinem Kokon beißt dieser die Endlosfaser auf und zerstört diese somit.

Warum ist das so schlimm, dass die Seide nun kein endloser Faden mehr ist? Nunja. Es erschwert die Produktion und mindert die Qualität der Seide. Dafür werfen wir einen kurzen Blick auf die Produktion. Um einen Seidenfaden zu erhalten, werden 3 – 8 Kokons (nachdem die Rauben durch Wasserdampf oder heißes Wasser abgetötet wurden) zusammen abgewickelt. Man spricht hier auch von abhaspel, woher der Begriff Haspelseide sich ableitet. Aufgrund des Seidenleims kleben die einzelnen Fäden zusammen und es bildet sich ein sog. Grège, oder auch Seidenfaden genannt. Für 250g Seidenfaden braucht man 3000 Kokons. Das ist schon eine ganze Menge.

Wie bereits erwähnt erfolgt die Abtötung der Rauben durch heißes Wasser oder Wasserdampf. Und hier gebe ich mal meine ganz eigene Meinung kund: Natürlich ist es schade, dass für so eine feine Faser Tiere sterben müssen. Keine Frage. Jedoch bin ich der festen Überzeugung, dass die Tötung durch kochend heißes Wasser nicht so qualvoll ist, wie es klingen mag. Ich bin davon überzeugt, dass die Tiere innerhalb von wenigen Sekunden tod sind, noch bevor sie es richtig realisieren konnten. Ich denke hierbei auch an die einzige ‚tierfreundliche‘ Tötung von Krebsen oder Hummern. Diese Schalentiere kann man nur durch heißes Wasser ordnungsgemäß und mit möglichst wenig Tierleid töten. Der Tod tritt innerhalb von ganz wenigen Sekunden ein, habe ich selbst schon beobachten können.

Aber natürlich kann ich es verstehen, dass man nicht unbedingt Fasern benutzen möchte, für die Tiere ihr Leben geben mussten. Und zum Glück gibt es auch hier Alternativen.

Um trotzdem die Fasern des Maulbeerseidenspinners benutzen zu können – ohne die Tiere zu töten, hat man ein Verfahren entwickelt, das ohne Verletzung der Tiere auskommt. Daraus entsteht die Ahimsa-Seide in Indien. Das Wort Ahimsa steht für Gewaltlosigkeit bzw. Nichtverletzen. Hier werden die Kokons kurz vor dem Schlüpfen der Falter vorsichtig aufgeschnitten und die Falter so befreit. Alternativ lässt man die Falter auch einfach selbst schlüpfen. Dadurch, dass der Faden nun jedoch nicht mehr ein einziger durchgängiger Faden ist, lässt sich die Seide auch nicht einfach abwickeln. Die Fadenherstellung ist so sehr viel aufwendiger, was sich natürlich auch im Preis niederschlägt. Allerdings ermöglicht dieses Verfahren den Arbeitern in Indien ein sicheres und faires Einkommen.

Bio-Ahimsaseide ist übrigens oft mit kbT und GOTS zertifiziert. Man findet sie auch unter dem Namen Friedensseide.

Eichenseidenspinner

Neben dem Maulbeerseidenspinner gibt es auch andere Falter, die Seide produzieren können. Allerdings nicht in der hochwertigen Qualität. Der zweitbekannteste Seidenlieferant ist hier der Eichenseidenspinner. Er ist vorwiegend in Japan und China beheimatet und ernährt sich von Eichenblättern.

Trotz zahlreicher Versuche, diese Falterart zu domestizieren, ist dies bisher nicht gelungen. Diese Art kommt nur wild vor, weshalb man hier auch von einer Wildseide spricht. Die Seide, die speziell vom Eichenseidenspinner stammt, heißt Tussahseide. Sie ist gröber und ungleichmäßiger als Maulbeerseide. Außerdem müssen hier keine Tiere für die Fasergewinnung sterben. Die Kokons werden erst eingesammelt, wenn die Falter sie bereits verlassen haben.

Weitere Seidenspinner

Ein paar weitere Seidenspinner sind beispielsweise der Mugaseidenspinner und der Götterbaum-Spinner.

Die Mugaseide stammt – wie man sich denken kann – vom Mugaseidenspinner. Es handelt sich hierbei auch um eine Wildseide, für die keine Tiere sterben müssen. Sie zeichnet sich durch eine schöne goldige Farbe aus.

Der Götterbaum-Spinner ernährt sich hauptsächlich von den Blättern des Götterbaums, wie der Name schon sagt. Von diesem schicken Faltern stammt die Eriaseide, eine Zuchtseide. Da die Eriaseide jedoch sehr kurzfaserig ist und eine recht schlechte Qualität aufwies, wurden die meisten Zuchtfarmen wieder aufgegeben, weil sie wirtschaftlich unrentabel waren.

Wusstest du schon, dass es auch tierleidfreie Seide gibt? Erzähl doch mal in den Kommentaren!

Wollige Grüße

Steffi

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Quellen:
https://green-lifestyle-magazin.de/reine-aber-tierleidfreie-seide/
https://de.wikipedia.org/wiki/Seide
https://www.planet-wissen.de/technik/werkstoffe/seide/pwiegeschichtederseideentdeckungenmodengeschaefte100.html

4 Gedanken zu „Fiber Fact Friday Nr. 13: Seide – Müssen dafür immer Tiere sterben?

  1. Hi Steffi, ich habe was neues gelernt, danke. Den link von email zu Blog Seite macht das schauen sehr bequem. Ich glaube viele werden es nutzen.
    Schönes Wochenende

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